Problembewusstsein und Präventionsmaßnahmen
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Mücken, Zecken und Pollen können schnell lästig werden. Außerdem bergen sie auch gesundheitliche Risiken. Das ist seit Jahrhunderten so. Der Klimawandel unserer Tage bringt jedoch eine zusätzliche Dynamisierung ins Geschehen.
Invasive Arten aus Flora und Fauna dringen zunehmend stärker in Räume vor, die für sie vorher unerreichbar waren oder in denen sie kaum überleben konnten. Die Folgen sind neue Gesundheitsrisiken und eine Häufung der Fallzahlen. Das hat konkrete Auswirkungen auf die Bevölkerungsgesundheit und nicht zuletzt auf die Arbeitswelt.
Problembewusstsein entwickeln
Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind gut beraten, sich die Folgen des sich verstärkenden Klimawandels für ihre Arbeitsplätze und Unternehmen bewusst zu machen. Eine Häufung von Allergien und Infektionskrankheiten hat sowohl auf die Mitarbeiter als auch auf das Unternehmen insgesamt spürbare Auswirkungen. Während die Mitarbeiter mit den gesundheitlichen Folgen häufiger und länger zu kämpfen haben, müssen Unternehmen mit verminderter Leistungsfähigkeit, geringerer Produktivität und mehr Personalausfällen zurechtkommen. Diesen Entwicklungen kann man gezielt gegensteuern, wenn man ein entsprechendes Problembewusstsein dafür entwickelt hat.
Präventionsmaßnahmen wirken leistungsfördernd
Auch gegen Pollen, Stechmücken und Zecken gibt persönliche Schutzausrüstung. Angepasste Arbeitskleidung, Impfungen, Insektenschutzmittel oder angepasste Arbeitszeiten wirken ebenfalls präventiv. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten gemeinsame Lösungen finden, um den besten Schutz vor den Gesundheitsrisiken zu finden und um gleichzeitig den Betrieb möglichst verlustfrei am Laufen zu halten. Ein sicheres Arbeitsumfeld sowie Rückzugsräume und Mitarbeiterinformationen sind dafür die gemeinsame Grundlage.
Klimaveränderungen zeigen Wirkung
Höhere Temperaturen bewirken veränderte Niederschläge sowie Änderungen in den Vegetationsphasen: zeitlich und quantitativ. Während Herbst und Winter deutlich milder und feuchter werden, sind das Frühjahr und der Sommer deutlich wärmer und trockener. Damit verschieben und verlängern sich die Saisonrhythmen für Pollenflug, Zeckenbefall und Mückenaufkommen. Der Saisonstart für diese drei Kategorien erfolgt immer früher und hält länger an. Jeder Regenguss unterstützt im warmen Frühjahr und im Sommer die Bestände an Pollenpflanzen, Zecken und Mücken. Die anschließende Trockenheit und Wärme fördert ihre zusätzliche Verbreitung bis weit in den Herbst hinein. Eine kurze Pause entsteht zum Jahreswechsel. Aber auch dieses Zeitfenster schließt sich zusehends durch immer wärmer werdende Winter ohne Frost und Schnee. Damit verlängert sich auch die Zeit für die Verbreitung von Krankheitserregern durch Zecken und Mücken oder von Allergien durch den Pollenflug.
Allergien
Tränende Augen, Atemprobleme, häufiges Niesen können auf Allergien verweisen, die durch den Pollenflug verursacht sind. Wer im Freien arbeitet und auf Pollen allergisch reagiert, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Außerdem sind Atemschutzmasken oder eine persönliche Schutzausrüstung anzuraten. Wichtig ist, mit medizinischer Expertise die Details zu klären. Hier sollte der Betriebsarzt konsultiert werden. Der Klimawandel kann zu verstärkten Allergien führen.
Neue Gefahren
Der Klimawandel öffnet neue Räume für neue Krankheitserreger. Tiere und Erreger, die bisher nur in tropischen und subtropischen Regionen ihre Refugien hatten, können sich nun auch den gemäßigten Regionen ausbreiten und (!) dort dauerhaft überleben. Damit etablieren sich hierzulande auch Erkrankungen, die eher untypisch für die gemäßigten Breitengrade waren: zum Beispiel Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Malaria, Borreliose oder FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Je wärmer es dauerhaft in den gemäßigten Breiten wird, umso mehr Erreger und Überträger können sich die neuen Räume erschließen.
Profiteure des Klimawandels
Zu den bekanntesten Profiteuren des Klimawandels in der Fauna gehören die Asiatische Tigermücke, der Eichenprozessionsspinner, die Zeckenart Gemeiner Holzbock (Ixodes Ricinus) und die Asiatische Hornisse (Vespa velutina). Die höheren Temperaturen ermöglichen nicht nur das Überleben dieser invasiven Arten, sondern sie sorgen auch dafür, dass diese sich stärker vermehren und ausbreiten können. Die sich durch den Klimawandel verändernde Vegetation sorgt für ein entsprechend günstiges Umfeld.
Welche Berufsgruppen sind besonders betroffen?
Mit Pollenflug, Stechmücken und Zecken haben vor allem Menschen zu tun, die im Freien arbeiten: Landwirte, Gärtner, Förster, Bauarbeiter, Müll- und Abwasserentsorger, aber auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
Schutz an Arbeitsplätzen
Arbeitgeber sollten schon aus Eigeninteresse ihren Mitarbeitern Atemschutzmasken, Mücken- und Zeckenschutzmittel oder Schutzkleidung bereitstellen. Zum Arbeitsschutz sind Arbeitgeber ohnehin gesetzlich verpflichtet. Wer seine Beschäftigten wertschätzt, geht jedoch in Sachen Arbeitsschutz vor dem Hintergrund des Klimawandels bereits heute über das Normale hinaus. Rückzugsräume, Schulungen, prophylaktische medizinische Untersuchungen sowie vorbeugender Impfschutz sollten parallel angeboten werden. Außerdem kann eine angepasste Arbeitszeit und Arbeitsgestaltung Risiken minimieren. Die Vermeidung von Tätigkeiten im Freien während der Mittagshitze oder ein früherer Arbeitsbeginn in den kühlen Morgenstunden können hier viel bewirken.
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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