Die Zukunft beruflichen Schreibens
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Wer einen gesprochenen oder geschriebenen Text hört oder liest steht vor der Frage: Hat diesen Text eine Künstliche Intelligenz geschrieben oder wurde er von einem Menschen verfasst? Kurz gesagt: Wo es keine Authentizität gibt, dort findet sich auch keine Verantwortung. Das betrifft auch das berufliche Schreiben.
Die Künstliche Intelligenz (KI) bietet gleichermaßen Chancen, Herausforderungen und Risiken für das berufliche Schreiben. Die Chancen bestehen unter anderem darin, dass sich schnell und ohne großen Aufwand Informationen sammeln und verdichten lassen. Diese Informationen bedürfen zwar der genauen Überprüfung hinsichtlich ihrer Relevanz und Richtigkeit. Aber der Findungsprozess wird deutlich beschleunigt.
Aus diesem Arbeitsprozess kann ein großes Potenzial für Inspirationen entstehen. Die Herausforderungen bestehen unter anderem darin, fehlerhafte Informationen zu vermeiden und Informationssicherheit zu gewährleisten. Zu den Risiken der KI gehört, dass sie speziell zu manipulativen Zwecken entwickelt und verwendet werden kann.
Deshalb ist es wichtig, zwischen maschinengeschriebenen
und menschengemachten Texten unterscheiden zu können!
● Persönliche Verantwortung,
redaktionelle Verantwortlichkeit
Wenn fehlerhafte Inhalte veröffentlicht werden,
z. B. in Sicherheitsvorschriften, Schulungen
oder in Bedienungsanleitungen, dann wird
schnell nach Verantwortlichen gefragt. Hier
gilt: In einem Gerichtssaal wird auch das
kleinste Rädchen wieder zum Menschen.
Die Verantwortung für einen fehlerhaften
Inhalt bleibt immer persönlich. Wurde ein
Text ungeprüft von einer Redaktion über-
nommen, greift zuerst die redaktionelle
Verantwortlichkeit. Wird der fehlerhafte In-
halt trotz des Vetos der Redaktion veröffent-
licht, fällt die Haftung in die Ebene dessen,
in dessen Namen sie publiziert wurde. Im
Zweifel haftet der Unternehmer selbst oder
eine beauftragte Führungskraft. Handelt es
sich jedoch um einen Autorentext, liegt die
Verantwortung für die Richtigkeit der Inhalte
zuerst bei ihm.
● Glaubwürdigkeit und Authentizität
Viele Texten ist eine subjektive Sichtweise zu
eigen. Das muss kein Nachteil sein, hat jedoch
großen Einfluss auf ihre Glaubwürdigkeit. Ein
Inhalt, der klar einer Person zugeordnet werden
kann, ist authentisch. Die Person steht hinter
diesem Inhalt. Stellen Sie sich vor, ein Ihnen
fremder Text wird in Ihrem Namen veröffent-
licht. Was passiert, wenn dieser Text gar nicht
Ihrem Denken entspricht oder dem entgegensteht?
Für die KI ist das kein Problem. Sie liefert fraglos
jede gewünschte Antwort – ohne Skrupel oder
Bedenken, ohne Absicht, ohne Verantwortung.
● Transparenz schafft Sicherheit
Je transparenter der Inhalt eines Textes ist,
umso besser können die Hörer und Leser
die Absicht des Textes einschätzen. Hier geht
es zuerst um die Integrität der Informationen.
Davon hängt entscheidend ab, wie glaubwürdig
der Textinhalt ist. Das hat eine sehr große Be-
deutung im Journalismus und in der Wissenschaft
sowie bei Ratgebern oder sicherheitsrelevanten
Inhalten. Wenn also klar ist, ob ein Text ganz oder
teilweise von einer KI oder von einem Menschen
produziert wurde, kann der Leser oder Hörer besser
einschätzen, inwieweit er den Worten glaubt. Das
kann unmittelbare Auswirkungen auf sein Denken,
Fühlen und Handeln haben.
● Ethische und rechtliche Überlegungen
Urheberrechte, Datenschutz und die Manipulation
sind ethische Kriterien. Wenn klar ist, wer Inhalte
produziert hat – die KI oder ein Mensch – dann
sind auch Rechtsfolgen genauer zu definieren.
Menschen handeln verantwortlich, Maschinen nicht.
● Qualität und Genauigkeit
Informationen sollten immer kritisch hinterfragt werden.
Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Informationen
von einer KI stammen oder von einem Menschen.
Bei einem von Menschen erstellten Inhalt besteht der
Vorteil darin, eine konkrete Person als Autor ansprechen
zu können. Hier tritt die zwischenmenschliche Ebene
in den Vordergund. Tote Materie kann das nicht.
Wo werden KI-Texte angewendet?
Übersetzungen, Content Marketing, Zusammenfassungen, Werbung oder Produktbeschreibungen und Bedienungsanleitungen werden zunehmend von Künstlicher Intelligenz produziert. Auch am Kunstbetrieb (zum Beispiel Belletristik, Lyrik, Poesie) geht die KI nicht spurlos vorüber. Wenn die KI jedoch auch Nachrichten produziert, betritt sie damit eine Zwischenwelt zwischen echter Nachrichtenproduktion und Fiktion. Denn schließlich gibt die KI nur wieder, was bereits produziert wurde. Das betrifft auch ihre Halluzinationen. KI kann helfen bei der Recherche, bei der Ideenfindung und bei der Textoptimierung. Sie kann Prozesse beschleunigen und effektiver gestalten. Sie kann eine wertvolle Assistenz leisten.
Glaubwürdigkeit
Ein redaktioneller Inhalt, der keine Urheberschaft (KI oder Mensch) ausweist, ist nicht glaubwürdig. Ihm fehlt die Transparenz und damit die Deklaration seiner Vertrauenswürdigkeit. Von der Glaubwürdigkeit, der Vertrauenswürdigkeit und von der Transparenz hängt die Seriösität redaktioneller Inhalte ab. Erst hierdurch werden sie in der Tiefe nachvollziehbar.
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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