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Montag, 18. November 2024

Tödliches Landidyll

Bessere Versorgung mit weniger Kliniken?
... von Heiko Wruck
BERICHT

Lassahn/gc.
Von 1991 bis 2023 hat Deutschland insgesamt 537 Krankenhäuser verloren (2.411 - 1.874). Das sind 33,56 Krankenhäuser pro Bundesland. Im selben Zeitraum sank die Anzahl der öffentlichen Krankenhäuser von 1.110 auf nur noch 534.

Der Abbau der Krankenhäuser hat Auswirkungen auf die zur Verfügung stehenden Krankenhausbetten. 665.565 Krankenhausbetten standen 1991 insgesamt in Deutschland zur Verfügung. Bundesweit nur noch 476.924 waren es im Jahr 2023. Insgesamt also ein Minus von 188.641 Krankenhausbetten. Pro Bundesland stehen damit aktuell fast 12.000 Krankenhausbetten weniger zur Verfügung.

Im Gegensatz dazu stiegen die Fallzahlen – von 14.576.613 im Jahr 1991 auf 17.202.131 im Jahr 2023. Ein Plus von 2.625.518. Wurden rechnerisch 1991 pro Krankenhaus noch knapp über 6.000 Fälle behandelt, so waren es 2023 deutlich über 9.000 Fälle.

Trotz dieses Aderlasses schreiben mehr als die Hälfte der Krankenhäuser rote Zahlen, fand die Unternehmensberatung Roland Berger im Sommer 2023 heraus. Die Unternehmensberatung hatte 600 der größten Kliniken Deutschlands befragt.  „Da sich viele Krankenhäuser nicht mehr wirtschaftlich betreiben lassen, gehen viele Experten davon aus, dass ohne die Krankenhausreform bis zum Jahr 2030 25 Prozent der Kliniken in Insolvenz gehen würden“, teilte das Bundesministerium für Gesundheit der dpa mit (Schweriner Volkszeitung vom 12. Oktober 2023, Seite 17). Trotzdem hält Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an seiner Krankenhausreform fest und will mit noch weniger Kliniken die Bevölkerung versorgen.

Die Krankenhausdichte hat nicht zuletzt eine praktische Auswirkung auf die Erreichbarkeit einer Klinik. Die Erreichbarkeit wird in Zeiten unterteilt: bis 5 Minuten, über 5 bis 10 Minuten, über 10 bis 15 Minuten, über 15 bis 20 Minuten, über 20 bis 30 Minuten, über 30 bis 45 Minuten, über 45 bis 60 Minuten. Damit kann die Krankenhausdichte besonders in ländlichen Räumen zum Problem werden, wenn bei einer dringenden Notfallversorgung jede Minute zählt. Denn längst nicht jede Klinik kann einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bestmöglich versorgen.


Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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