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Montag, 14. Januar 2013

Wühltischware

von Heiko Wruck
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Glosse
Medienkrise und Zeitungssterben sind allerweil ein Thema, wenn’s mal wieder so gar nichts zu berichten gibt. Wer regt sich schon darüber auf, dass in der Nachbarschaft gerade ein aus den 1970er Jahren übrig gebliebener Tante-Emma-Laden aufgegeben wird? Kein Schwein interessiert das! Aber wenn eine Zeitung, ein Magazin nicht mehr im Regal vergilbt, wird Zeter und Mordio geschrien, der Tod des Qualitäts-Journalismus und der Untergang der Kultur beklagt.


Guter Journalismus stirbt aber nicht. Das Interesse an gutem Journalismus schon. Deswegen muss man den toten Zeitungen genauso wenig nachtrauern wie den Tante-Emma-Läden. Da diskutieren bedeutungsschwanger austauschbare Experten, dass es ja die Individualität wäre, die gutem Journalismus Gewicht und Zeitungen Gesicht gäbe. Die Individualität hat aber seinerzeit schon die Tante-Emma-Läden nicht gerettet. Warum sollte sie also ausgerechnet die Zeitungen retten? 

Die meisten Menschen können doch sehr gut mit Wühltischware leben. Individualität kontra Beliebigkeit. Und die gibt’s im Discounter am billigsten. Das Internet ist der Discounter unserer Tage. Soll man wirklich was dagegen haben? Eher nicht! Denn dort kann jeder individuell seinen Tante-Emma-Laden oder eine Zeitung aufmachen.
Kontakt: Heiko@Wruck.org
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