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Dienstag, 22. Dezember 2015

Weniger Ansteckungseffekte

Regionale Resilienz gegen globale Krisen
Redaktion: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
PRESSEMITTEILUNG
Leipzig/gc. Leipzig und Freiburg im Breisgau sind im Vergleich zu Dresden oder Stuttgart eher wirtschaftlich gestärkt aus der letzten globalen Finanz- und Wirtschaftskrise hervorgegangen. Selbst im Krisenjahr 2009 entwickelten sich hier das lokale Bruttoinlandsprodukt und die Erwerbstätigenzahl besser als in vergleichbaren Regionen.


Ein Forscherteam um Rüdiger Wink, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), führt dies auf eine vielfältig aufgestellte Wirtschaft, eine lebendige Zivilgesellschaft und attraktive Dienstleistungen in beiden Städten zurück. Diese Ergebnisse zur Resilienz (Krisenfestigkeit) von Regionen sind nun im Springer Gabler Verlag erschienen.

Insgesamt haben Rüdiger Wink und sein Forscherteam die Entwicklung von zehn deutschsprachigen Regionen seit 1990 untersucht. Die Krisenfestigkeit Leipzigs und Freiburgs lässt sich auf zwei entscheidende Ursachen zurückführen: „Beide Städte verfügen über einen vergleichsweise hohen Anteil lokaler Dienstleistungen, die weniger von internationalen Krisen betroffen sind“, so Rüdiger Wink. „Dazu tragen auch die vielen gut und vielseitig ausgebildeten Arbeitskräfte in der Kreativwirtschaft bei.“ Daneben, so die Analyse des Volkswirtschaftsprofessors, seien die wirtschaftlich relevanten Branchen in Leipzig und Freiburg im Unterschied zu Standorten wie Dresden oder Stuttgart viel weniger miteinander verbunden. In der Krisensituation kam es daher zu weniger Ansteckungseffekten.

Im Vergleich mit anderen Stadtregionen in Deutschland identifizierten die Forscher wiederkehrende Reaktionsmuster auf Krisen. Für Leipzig zeigte sich: Egal ob Konjunktur- oder Branchenkrise, Naturkatastrophe oder Systemveränderung – stets halfen die starke städtische Zivilgesellschaft und die wirtschaftliche Vielfalt bei der Krisenbewältigung. Freiburg profitierte zudem von seiner frühzeitigen Orientierung an ökologischer Stadtentwicklung und einer starken Bürgerbeteiligung.

Was aus den Analysen für die Bewältigung künftiger Krisen zu lernen ist? „Man muss stets mit positiven und negativen Schocks rechnen“, so Rüdiger Wink. „Beispielhaft zeigt sich dies an der Entwicklung der Einwohnerzahlen in Leipzig: Um die Jahrtausendwende diskutierten alle über die ‚schrumpfende Stadt‘, nun haben wir eine gegenteilige Diskussion um ausreichenden und preiswerten Wohnraum in der neuen ‚Schwarmstadt‘. Solche Entwicklungen lassen sich nicht genau vorhersehen – allerdings können Politik und Verwaltung zur Krisenprävention bereits heute strukturelle Schwächen identifizieren und abbauen. Während der Krise fehlt die Zeit für neuartige strukturelle Anpassungen. Die Voraussetzungen, um eine Krise bewältigen oder oder gar als Chance nutzen zu können, müssen bereits vorher erworben werden.“

Die Analysen basieren auf mehreren Studien, die das Team um Rüdiger Wink von 2011 bis 2014 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Europäischen Parlaments und der Forschungseinrichtung ESPON der Europäischen Kommission durchgeführt hat. Grundlage der Studien sind Befragungen, Workshops mit Praktikern der Wirtschaftsförderung, statistische Auswertungen und Literaturauswertungen.

Die Ergebnisse sind nun im Buch „Wirtschaftliche Resilienz deutschsprachiger Regionen“ erschienen. Die untersuchten Regionen sind: Leipzig, Chemnitz, Dresden, Stuttgart, Pforzheim, Freiburg i. Br., Dortmund, Gelsenkirchen, Uckermark, Burgenland (Österreich).

Rüdiger Wink, Laura Kirchner, Florian Koch, Daniel Speda: Wirtschaftliche Resilienz deutschsprachiger Regionen. Wiesbaden: Springer Gabler Verlag 2016. DOI: 10.1007/978-3-658-09823-0

Ebenfalls frisch im Springer-Verlag erschienen ist der von Rüdiger Wink herausgegebene Sammelband „Multidisziplinäre Perspektiven der Resilienzforschung“. Der Sammelband reflektiert den Begriff „Resilienz“ aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickrichtungen und zeigt auf, dass das Resilienzkonzept das Potenzial eines neuen wissenschaftlichen Paradigmas birgt. Dieses Buch wird im Springer-Verlag die wissenschaftliche Reihe „Studien zur Resilienzforschung“ begründen.

Rüdiger Wink (Hrsg.): Multidisziplinäre Perspektiven der Resilienzforschung. Wiesbaden: Springer Verlag 2015. DOI: 10.1007/978-3-658-09623-6

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