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Sonntag, 26. November 2017

Die eigene Nase

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Heute ist es eine Mode, über alles und jeden zu reflektieren. Nur nicht über sich selbst. Früher war es eine Tugend, zuerst das eigene Tun infrage zu stellen – nicht nur vorher, um die Folge abzuschätzen, sondern auch im Nachhinein, um sich eventuell zu korrigieren.


Das prüfende Nachdenken über eigene Taten beziehungsweise eigene Unterlassungen kann unangenehm sein. An die eigene Nase fassen nannte man das. Oder biblisch gesprochen: Man ist vom Saulus zum Paulus geworden.

Die Tugenden von einst sind passé. Werden die sogenannten preußischen Tugenden erwähnt, sind meistens nur gemeint: Pünktlichkeit, Disziplin und Gehorsam. Es gab auch andere Tugenden. Toleranz gehörte dazu oder auch mehr zu bedeuten als es den Anschein hat. Heute ist Toleranz zur angeblichen Schwäche „verkommen“ und jedem  Kind wird beigebracht, dass der Anschein mehr zählt als das Ergebnis. Man braucht sich nur die Kindersportwettkämpfe anzuschauen, in denen alle Teilnehmer Sieger sind und die eigene Leistung, egal wie mies sie war, mehr zählt als alles andere.

Wie denken DDR-Polizisten, DDR-Grenzer, NVA-Angehörige, Stasi-Leute, DDR-Deutsch-, DDR-Sport- und DDR-Geschichts- sowie Staatsbürgerkundelehrer heute über ihr Tun? Was denken 68er, RAF-Leute oder Nazis über sich selbst? Und wie gehen sie damit um?

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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