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Montag, 20. November 2017

Privat war gestern

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Von mir aus soll mich doch alle Welt gerne belauschen, filmen und permanent überwachen. Meinetwegen kann jeder alle meine E-Mails mitlesen, speichern und kopieren. Sie können meine Telefonate mitschneiden und meine Fahrzeugbewegungen mit GPS protokollieren. Ich habe einfach nichts zu verbergen.


So lautet eine ziemlich oft geäußerte Meinung. Wer anständig ist, der habe auch nichts zu befürchten. Ob diese Freizügigkeit auch für die Sichtung, das Kopieren, die Analyse und für die Archivierung sämtlicher Kontobewegungen gilt, darf bezweifelt werden. Ob jeder seinen Lohnzettel im Web personalisiert öffentlich einsehbar sehen will, ist vermutlich auch nicht ganz sicher. Wer wann auf welchen Pornoseiten welchen sexuellen Neigungen nachgeht, das will wohl auch nicht jeder offenbaren.

Wen sollten die PINs für die Konto- und Kreditkarten, die gespeicherten Gesundheitsdaten auf dem Krankenkassenausweis, politische Statements oder die biometrischen Daten auf dem internetfähigen Personalausweis kümmern? Selbst wenn Handyinhalte mit den eigenen Nackt- und Partyfotos weltweit öffentlich einsehbar werden, wird das kaum einen freizügigen Geist zum Widerstand bewegen.

Privatsphäre war gestern. Denn in diesen Zeiten des Terrors müssen wir uns zwischen Freiheit und Sicherheit entscheiden.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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