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Samstag, 27. Januar 2018

Das schon wieder

von Heiko Wruck
KOLUMNE
Mit ihrem sprichwörtlichen Organisationstalent und mit äußerster Akribie haben die Deutschen – mittels industrieller Methoden – in 12 Jahren fast alle europäischen Juden umgebracht sowie einen Großteil der Sinti und Roma. Das tut ihnen leid – seit 73 Jahren.


Die meisten NS-Massenmörder von einst sind tot. Die wenigsten haben sich verantwortet. Etliche bezogen Kriegsrenten. Ihre Kinder, Enkel und Urenkel betreiben Trauerarbeit und Vergangenheitsbewältigung – bis heute. Leisten sie das wirklich? Tun sie dies ehrlichen Herzens? Ein paar gewiss, nicht aber die große Masse. Zum Weihnachtsfest finden sich alljährlich mehr Deutsche in den Kirchen ein als auf allen Andachten für NS-Opfer zusammen. „Uns ist der Heiland geboren“ singt sich ja auch schöner.

Am 27. Januar 1945 wurde das deutsche Konzentrationslager Auschwitz in Polen von der Roten Armee befreit. Das Gedenken daran ist verbasst, die Erinnerung zum Ritual verkommen: „Wir haben damit nichts zu tun. Deswegen muss damit auch mal Schluss sein.“ Sie sind genervt von dieser „Vergangenheitsbewältigungsarie“. Rostock, Hoyerswerda, Mölln, Solingen, Bautzen, Dresden, Reichenberg und zahllose brennende Flüchtlingsheime später wählen die guten Deutschen auch deswegen Politiker, die Schluss machen wollen mit „diesem Schuldkult“.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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