von Heiko Wruck
KOLUMNE
Von afrikanischen Buschleuten und Amazonas-Indianern abgesehen haben die beste Ökobilanz nur noch Obdachlose. Sie fahren keine SUVs, ja nicht einmal Auto oder Fahrrad. Sie tragen ihre Kleidung, übrigens auch ihre Unterwäsche, unabhängig von jeder Mode – bis sie unrettbar zerschlissen ist und ihnen regelrecht vom Körper fällt.
Nichtsesshafte haben keine Behausung, die beheizt wird oder mit Wärmedämmung aufgewertet werden muss. Sie finden ihre Nahrung oft in den Mülltonnen der Überflussgesellschaft. Und sie nutzen weder Computer noch Smartphones, für deren Betrieb rund um den Globus Wasser-, Kohle- sowie Kernkraftwerke, Solar- und Windstromanlagen betrieben werden. Sie profitieren nicht vom Ressourcenraubbau, kaufen keine Massenproduktion, nutzen keine Monokulturen.
Clochards werden in aller Regel nicht so alt wie ihre bessergestellten Zeitgenossen und erhalten auch nicht so viel medizinische Versorgung. Die Herumtreiber haben keinen Hausarzt und keine Krankenkasse. Sie müssen nicht ständig kontrolliert werden – wie Steuerzahler, Geringverdiener, Rentner und Hartz-IV-Empfänger – mit allem nichtklimaneutralen Aufwand für die Leistungserbringung der Kontrollinstanzen und den Unterhalt für deren Akteure.
Viele Stadtstreicher bereichern allein durch ihre Gesänge die Einkaufserlebnisse der Emsigen in den romantischen Innenstädten. Die lieben Streuner geben jedem Weihnachtsmarkt ein ganz besonderes Flair und schmücken die Kirchenportale wie die Tore der Einkaufstempel gleichermaßen. Die Vagabunden werden als Herumtreiber sofort unsichtbar, wenn sie sich als Brücken- und Heckenpenner zur Ruhe betten.
Wer also zu sehr ein prinzipielles Problem mit seinem ökologischen Fußabdruck hat, der kann seinen Verzicht auf die Spitze treiben und ein Leben als Stromer, Tramp oder Hobo führen. Diogenes hat es schließlich auch geschafft und ist damit berühmt geworden.
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