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Dienstag, 15. Oktober 2019

Industrie und Tarife fehlen

Mecklenburg-Vorpommern ist Schlusslicht bei Verdiensten
von Heiko Wruck
BERICHT
Schwerin/gc. Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung liegen die Bruttomonatsentgelte der Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern weit unter dem Bundesdurchschnitt. Das mittlere Monatsentgelt eines Vollzeitangestellten liegt in Mecklenburg-Vorpommern nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg bei rund 2.500 Euro.


Der deutsche Durchschnitt liegt dagegen bei 3.300 und der westdeutsche Durchschnitt demnach bei 3.440 Euro. Das ist auch die Ursache dafür, dass es sich für viele Mecklenburger und Vorpommern immer noch lohnt, nach Schleswig-Holstein, Hamburg oder nach Niedersachsen auszupendeln. Zwischen 3.050 und 3.200 Euro liegen die Durschnittsentgelte pro Monat in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In Hamburg liegt der Durchschnitt sogar bei über 3.700 Euro. Das Pendeln ins benachbarte Brandenburg lohnt dagegen kaum für Mecklenburger und Vorpommern. Das Durschnittseinkommen pro Monat liegt dort bei fast 2.600 Euro. Da ist die Bundeshauptstadt Berlin für Pendler schon um einiges attraktiver. Das durchschnittliche Bruttomonatsentgelt von Vollzeitbeschäftigten liegt dort bei fast 3.200 Euro. Das Berliner Osteinkommen schlägt aber immer noch mit rund 2.700 Euro zu Buche.

Wenige Industriebetriebe und fehlende Tarfvereinbarungen sorgen in Mecklenburg-Vorpommern dafür, dass die Bereitschaft zum Pendeln ungebrochen hoch bleibt. Welche praktischen Auswirkungen die fehlende Industrie in Kombination mit fehlenden Tarifen hat wird deutlich, wenn man sie die durchschnittlichen Bruttomonatsentgelte in Ingolstadt und Wolfsburg anschaut. In den beiden Hochburgen des deutschen Automobilbaus beträgt das durchschnittliche Brottomonatsentgeld rund 4.900 Euro, stellt die Bundesagentur für Arbeit fest. Nur liegen diese Standorte zum Pendeln zu weit von Mecklenburg-Vorpommern entfernt. Sonst wäre das Auspendleraufkommen noch stärker ausgeprägt.

Ein weiterer Unterschied ergibt sich beim Geschlechtersplitting. In Gesamtdeutschland verdienten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2018 Frauen rund 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. „Trotzdem ist der Gender Pay Gap in Deutschland immer noch sehr hoch und liegt weiterhin deutlich über dem europäischen Durchschnittswert“, teilt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung mit. Die größten Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern gab es 2018 in Baden-Württemberg (22,7 %), die geringsten hatte Bandenburg (14,9 %). Mecklenburg-Vorpommern lag in dieser Übersicht an viertletzter Stelle (16,9 %) vor Berlin und Sachsen-Anhalt.

Bildunterschrift:
Wer es sich in Mecklenburg und Vorpommern leisten kann und will, der pendelt um der Entlohnung willen schnell nach Berlin, Hamburg, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Das lohnt sich trotz der Pendelkosten immer noch. Foto: Heiko Wruck

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Heiko.Wruck@t-online.de
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