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Montag, 2. März 2020

Mikroskopische Tatsachen

Warum Feuchttücher so gar nicht in die Toilette gehören
von Heiko Wruck
BERICHT
Plate/gc. „Abwasser, Schmutzwasser, Mikroplastik“, Kay Cieslak winkt ab. „Erstmal müssen wir die Begriffe erklären. Schmutzwasser beinhaltet nur Fäkalien und die Einträge, die über die Toiletten kommen. Abwasser enthält das Schmutzwasser sowie Regenwasser. Und Mikroplastik ist eigentlich unsichtbar. Das entsteht durch den mechanischen Abrieb, wenn zum Beispiel kunststoffbeschichtete Feuchttücher in der Toilette entsorgt werden“, sagt der Betriebsleiter des Zweckverbandes Schweriner Umland in Plate.


Der Zweckverband stellt das Trinkwasser und entsorgt über ein Trennkanalsystem das Schmutzwasser. Hier kommen die Feuchttücher ins Spiel. Sie werden oft über die Toilette entsorgt. Da sich Feuchttücher aber nicht im Wasser auflösen, sammeln und verdrehen sie sich zu sehr stabilen Strängen. Diese Stränge gelangen zu einem Pumpwerk bis letztendlich die Pumpe verstopft. Allein für diese Reparaturen und Erneuerungen muss Kay Cieslak rund 250.000 Euro pro Jahr einplanen. Größere Pumpen anzuschaffen, ist kostspielig. Sie allein genügen nicht. Es müssten dann überall auch größere Rohre verlegt werden. Aber ein Problem bleibt dann trotzdem ungelöst.

Die Feuchttücher werden immer noch mechanisch zerrieben und landen als Mikroplastik erst in der Natur und dann wieder auf dem eigenen Teller.


Bildunterschrift 1:
Für Kay Cieslak ist Mikroplastik mikroskopisch. Durch mechanischen Abrieb werden über Jahre z. B. kunststoffbeschichtete Feuchttücher ausgefasert. Diese Fasern gelangen in die Natur. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 2:
Mikroplastik, Fläche des Zweckverbandes Schweriner Umland: Wenn jeder Kunde nur ein einziges Feuchttuch pro Tag in der Toilette entsorgt, sind das 17.155.000 kunststoffbeschichtete Tücher pro Jahr. Foto: Heiko Wruck

Die kleine Infobox
Zweckverband Schweriner Umland, Trink- und Abwasser
● versorgt 47.000 Einwohner
● 17 Kläranlagen, 490 Pump-
    werke, 12 Wasserwerke,
    12.000 Abwasserschächte,
    530 Kanalkilometer, 608
    Kilometer Trinkwasserrohre,
    16.000 Hausanschlüsse,
    890 km² Schmutzwasser-
    kanalnetz
● 15 Mitarbeiter, zwei Azubis
● Hauptlast: 6 - 10; 16 - 22 Uhr
● 1,6 Mio. m³ Schmutzwasser
    werden pro Jahr entsorgt
● 2 Mio. m³ Trinkwasser p. a.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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