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Samstag, 9. Mai 2020

Wie gehen wir miteinander um

Das persönliche Gespräch bleibt in der Krise wichtig
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Wittenburg/gc. Die Coronakrise belastet Menschen derzeit weltweit. Auch die Christen hierzulande sind davon betroffen. Der Wittenburger Pastor Martin Waack erklärt, wie seine Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Sankt Bartholomäus Wittenburg mit dieser Herausforderung umgeht.


Ist jetzt Ihre Pfarrstelle ebenfalls auf Kurzarbeit gesetzt?
Nein, für uns gibt es keine Kurzarbeit. Unsere Gemeidepädagogin und unsere Mitarbeiter in der Friedhofsverwaltung und auf dem Friedhof sowie auch ich arbeiten uneingeschränkt weiter. Das ist auch in den anderen Pfarrämtern so. Aber dort, wo zum Beispiel soziale Einrichtungen durch die Kirche betrieben werden, wie zum Beispiel bei Kindertagesstätten, da kann es durchaus anders sein.

Wie werden Sie und Ihre Gemeinde Pfingsten feiern?
Natürlich hoffen wir, dass wir als Christen, aber auch Anders- und Nichtgläubige, Pfingsten wieder weitgehend normal feiern können. Wir haben jedoch keine Ahnung, ob das dann wirklich so kommen wird. Aktuell werden ja einige Lockerungen in Fragen der Kontaktbeschränkungen umgesetzt. Das sehe ich erst einmal als sehr positives Zeichen. Aber ob das dann tatsächlich so aufrecht erhalten werden kann, ist zurzeit völlig ungewiss. Landesregierung und Kirchenvertreter diskutieren das noch. Am morgigen Montag werden wir hoffentlich eine positive Nachricht zu den Pfingstfeierlichkeiten haben. Falls es innerhalb eines geschlossenen Gebäudes nicht möglich sein sollte, kann man eventuell zu Pfingsten einen Gottesdienst mit maximal 50 Teilnehmern und mit entsprechenden Abständen auch unter freiem Himmel veranstalten, wenn es das Wetter zulässt und von den Behörden erlaubt wird. Letztlich gilt aber auch hier, die Gesundheit der Menschen geht vor. Aber so einen Gottesdienst kann man auch ganz still feiern: im eigenen Garten, auf dem Balkon, auf der Terrasse ...

Wie erreichen Sie Gläubige?
Den Ostergottesdienst haben wir vorher aufgenommen und dann ins Internet gestellt. Zuvor hatten wir öffentlich darauf aufmerksam gemacht und waren dann doch sehr überrascht, wie viele Menschen uns online gefolgt sind. Wir stehen jedoch auch per E-Mail und Telefon zur Verfügung. Wichtig aber bleibt der direkte persönliche Austausch. Auch das gibt es jetzt noch. Natürlich unter strikter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen. Ich sitze aber auch sehr oft auf meiner Bank vor dem Pfarrhaus. Dort sehen mich die Leute und sprechen mich auch an. Diese Gespräche sind immer sehr wichtig. Dazu gehören auch die Gespräche auf dem Wochenmarkt, oder wenn man sich auf der Straße begegnet. Diese Gespräche führe ich übrigens sehr oft auch mit Nicht- oder Andersgläubigen.

Wie leisten Sie jetzt seelsorgerischen Beistand?
Die seelsorgerische Arbeit liegt derzeit fast auf dem Nullpunkt, weil die Kontaktbeschränkungen dies nicht zulassen. Wenn nötig uns gewünscht werden wir natürlich im Rahmen des Machbaren Trost spenden. Aber das ist zurzeit noch schwerer als es das in normalen Zeiten ohnehin schon ist.

Inwiefern gibt der Glaube in der Coronakrise Kraft?
Ich bete für die Erkrankten und ihre Angehörigen, für Krankenschwestern, Ärzte, Helfende,für alle Menschen, dass sie diese Krise gut überstehen. Dabei glaube ich nicht an das Schicksal, sondern daran, dass Gott uns alle Fähigkeiten und Möglichkeiten gegeben hat, um in dieser Welt gut undsicher miteinander leben zu können. Gott regelt aber nicht alles für uns. Die Frage ist, was der Mensch selbst aus seinem Leben macht.

Bildunterschrift:
Pastor Martin Waack: Gott wirkt durch Menschen hindurch. Der springende Punkt ist nicht das Virus, sondern wie wir damit umgehen. Wir sollten uns gegenseitig beistehen und aufeinander achten. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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