Ein Tag zum Nachdenken
von Haiko Hasan Hoffmann
KOLUMNE
Es hat schon ein Geschmäckle, wenn ein Muslim gebeten wird, etwas zum Internationalen Frauentag zu sagen. Muslime stehen ja nicht gerade im Rufe, Frauen zu achten.
Und es gibt eine ganze Reihe Männer, auch unter den Muslimen, welche Frauen wie angedeutet sehen. Oft werden sie zur Verhüllung reduziert. Mancher Muslim verbietet Frau, das Haus zu verlassen. Und auch in muslimischen Ländern haben Frauen oft das Nachsehen. Es gibt ein Land, wo Frauen endlich – o wie großzügig! – Auto fahren dürfen, wobei die Aktivistinnen, welche das ermöglichten, wegen dieser ungeheuerlichen Forderung, das zu dürfen, in Haft sitzen. Und es gibt auch das Schreckliche, Ehrenmord genannt, obwohl auch dies keine religiöse Grundlage hat, sondern auch im Islam schlicht Mord ist.
Und genau dieses schiefe Bild wird von der hiesigen Gesellschaft dann auch aufgenommen und vermittelt. Muslime erscheinen in negativem Licht. Aber auch die Frauen erscheinen im selben negativem Lichte. Denn sie sind Musliminnen, quasi selbst schuld. Es kommt vor, dass dann der Frau angeraten wird, den Islam abzulegen. Dass Frauen gemäß Quran viel mehr Rechte im Islam haben, als man meint, dass Frauen viel selbstbewusster, selbstbestimmter und stärker sind als man vermutet, dass Frauen keine Opfer sind, dass Frauen nur manchmal ihr Kopftuch leider unter Zwang tragen und es auch kein politisches Statement ist, zumal solches die Annahme von Zwang konterkarieren würde, wird indes nicht wahrgenommen. Aber genau hier muss angesetzt werden, dass der Weg, Frauen vom Islam zu trennen, falsch ist.
Vielmehr muss ein Umdenken in der islamischen Community wie auch in unserer Gesellschaft erfolgen. Probleme können nur innerhalb und mit dem Islam gelöst werden. In der islamischen Community und mit ihr. Denn unsere Frauen und Mädchen müssen uns allen lieb und teuer sein, ohne Unterschied, ohne neue Zwänge. Das gilt nicht nur für Muslime. Der Frauentag muss uns Männer immer noch daran erinnern, dass es Frauen waren, die unser Dasein unter Schmerzen ermöglichten und uns groß machten. Denn das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter, wie der Prophet einst sagte.
Bildunterschrift:
Haiko Hasan Hoffmann, Vorsitzender Islamisches Zentrum Schwerin e. V. (Verein zurzeit ohne Bleibe): unsere Frauen und Mädchen müssen uns allen lieb und teuer sein, ohne Unterschied, ohne neue Zwänge. Das gilt nicht nur für Muslime. Foto: Heiko Wruck
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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