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Dienstag, 20. Juli 2021

Ständig woanders

Fliegende Arbeitsplätze als System
... von Heiko Wruck
AUFSATZ
Lassahn/gc. Mit dem pandemiebedingten Aufkommen des Homeoffice und der mobilen Arbeitsplätze beginnt auch eine dritte Unternehmenskultur Raum zu greifen: die sogenannten „Flying Desks“.

Bei diesem Konzept wird ein Büroarbeitsplatz im Unternehmen Tage oder Stunden vorher verbindlich gebucht. Festgelegt wird nicht nur der Nutzer dieses Arbeitsplatzes, sondern auch die Zeit oder die Zeiten, zu denen die oder der Betreffende dort tätig ist. Das System erfordert einen hohen Organisationsgrad und viel Disziplin. Das beginnt bei der Pünktlichkeit der Buchungen, geht weiter über die Besetzung des Desks und endet bei der sauberen Hinterlassenschaft der Arbeitsstätte. Die Arbeitszeit, die nicht am „Flying Desk“ verbracht wird, findet außerhalb des Unternehmens statt.

Schwierig wird es, wenn plötzlich unerwartet mehrere vermeintlich berechtigte Nutzer Zugriff auf einen „Flying Desk“ für sich beanspruchen. Auch Unsauberkeit, mangelnde Hygiene und eine unzureichende technische Ausstattung sind hierbei echte Hürden für die Flexibilisierung der Arbeitswelt. Fliegende Arbeitsplätze sollten nicht unabgesprochen in den Unternehmen eingeführt werden. Jede Persönlichkeit geht anders mit den „Flying Desks“ um. Eine Gretchenfrage ist die Kommunikation. Sie betrifft mehrere Arbeitsebenen. Zunächst geht es um die vertikale Ebene. Gemeint ist der Informationsaustausch zwischen Führungskräften und unterstellten Mitarbeitern. Wenn persönliche Treffen nur noch selten stattfinden, muss die zwischenmenschliche Kommunikation mehr Beachtung finden. Wie geht es dem jeweiligen Mitarbeiter? Kommt sie oder er auch privat zurecht? Können die Aufgaben im alternierenden Rahmen zwischen „Flying Desk“ und Homeoffice bewältigt werden. Gibt es Probleme und so weiter. Aber auch die horizontale Ebene darf in der Kommunikation nicht komplett ausgeblendet werden. Das Fachgespräch mit den Kollegen, der lockere Austausch am Kaffeeautomaten oder das gemeinsame Mittagessen sind wichtige soziale Einrichtungen. Sie sorgen für ein entspanntes Betriebsklima und unterstützen die Teambildung. Der vertikale und der horizontale Austausch von Angesicht zu Angesicht sorgt dafür, dass auf Unzufriedenheiten und auf Unzulänglichkeiten schneller und besser reagiert werden kann.

„Flying Desks“ haben aber auch einige unbestreitbare Vorteile. Man lernt immer wieder neue Leute kennen, die man sonst nur im Vorbeigehen wahrgenommen hat. Die Gruppen durchmischen sich besser. Eine ständig neue Umgebung wirkt auch stärker inspirierend. Und nicht zuletzt lassen sich Beruf und Familie besser miteinander verbinden.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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