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Freitag, 9. August 2024

Das Leben erleichtern

Eine Software für Sportvereine
Redaktion: FernUniversität in Hagen
PRESSEMITTEILUNG
Hagen/gc. FernUni-Wirtschaftsinformatiker arbeiten an einer Open-Source-Software für Amateursportvereine. Ziel ist es, eine integrierte Anwendungssoftware für Multisportvereine als freie Software zu entwickeln und zu evaluieren, die eine möglichst breite Palette an Vereinsaktivitäten digitalisiert unterstützt.

Bis zum 11. August 2024 kämpfen die Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris um die Medaillen. Doch auch sie haben einmal klein angefangen. In einem Sportverein machten sie ihre ersten Sprünge, Schläge oder Läufe. Aus Vereinen erwachsen aber nicht nur spätere Olympionikinnen und Olympioniken, sie ermöglichen Menschen jeden Alters das gemeinsame Erleben sportlicher Aktivität. Menschen trainieren zusammen, halten sich fit, tauschen sich aus. Vereine haben komplexe Aufgaben und eine große gesellschaftliche Bedeutung. Um all dies zu organisieren, nutzen sie heutzutage Software zur Vereinsverwaltung. Diese kaufen sie im Normalfall zu nicht unerheblichen Kosten ein. Damit dies in Zukunft einmal anders sein kann, arbeitet FernUni-Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Stefan Strecker zusammen mit seinem Doktoranden, Bastian Kres, an einer Open-Source-Software für Amateursportvereine.

Den Impuls dafür bekam Prof. Strecker während der Corona-Pandemie. „Ich bin selbst in einem Sportverein aktiv und habe gesehen, in welche Engpässe der Verein geriet, als viele Mitglieder kündigten.“ Die finanziellen Konsequenzen waren für Vereine mitunter existenzbedrohend. Doch woran kann ein Verein sparen, ohne seine Vereinsaktivitäten einzuschränken? Schnell rückten die laufenden Ausgaben für Software in den Fokus: Sinkenden Einnahmen aus Mitgliedsgebühren standen beachtliche monatliche Ausgaben für die Nutzung einer Vereinssoftware gegenüber. „Daraus und aus vielen Gesprächen mit der Geschäftsführung des Vereins ist die Idee entstanden, in einem Forschungsprojekt, eine frei verfügbare Vereinssoftware zu entwickeln und ihre Nutzung zu untersuchen.“

Fokus auf Amateursportvereine
Seit 2021 gibt es daher das Forschungsprojekt SPORT. Ziel ist es, eine integrierte Anwendungssoftware für Multisportvereine als freie Software zu entwickeln und zu evaluieren, die eine möglichst breite Palette an Vereinsaktivitäten digitalisiert unterstützt. Der Forschungsprototyp „Sportyweb” ist dabei gleich in mehrfacher Hinsicht Gegenstand von Forschung und Lehre: Denn sowohl der Prototyp und seine technologische Basis als auch der Forschungs- und Entwicklungsprozess und die zukünftige Anwendung in Geschäftsstellen von Sportvereinen werden erforscht und kommen gleichzeitig in der Lehre zum Einsatz.

Da der Softwarecode des Prototypen frei lizenziert und öffentlich zugänglich ist, wirken auch Studierende an der Forschung und Entwicklung mit. „In einer Reihe von herausragenden Abschlussarbeiten haben Bachelor- und Masterstudierende ausgewählte Fragestellungen untersucht, Anforderungserhebungen durchgeführt und sich an der Softwareentwicklung beteiligt”, ist der Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Entwicklung von Informationssystemen begeistert. Einer von ihnen war auch Bastian Kres. Er kommt aus dem Bergsport und hat sich in seiner Masterarbeit damit beschäftigt, den Themenkomplex Mitgliedsgebühren in Sportvereinen zu erheben und zu analysieren, um darauf aufbauend eine prototypische Softwareimplementierung zu entwickeln, die flexibel und benutzungsfreundlich die häufig komplexen Gebührenstrukturen von Vereinen digitalisiert.

Doktorarbeit zum Thema
Für ihn war die Mitarbeit an der Entwicklung von Sportyweb so spannend, dass er seit April als Doktorand am Lehrstuhl von Prof. Strecker seine Forschung weiter vertieft. Dabei ist eines seiner Forschungsziele, die Anforderungen an eine Vereinssoftware in möglichst vielen Vereinen zu erheben und zu rekonstruieren, um darauf aufbauend die Entwicklung und Evaluation des Forschungsprototypen weiter fortzusetzen. Aus wissenschaftlicher Sicht besonders anspruchsvoll ist dabei, den großen Unterschieden gerecht zu werden, die es zwischen Vereinen gibt. „Gleichzeitig lassen sich auch Gemeinsamkeiten identifizieren und für unsere Forschung zu Referenzdaten und -prozessmodellen für Vereine nutzen“, erklärt der Doktorand.

Diese würden Vereinen nicht nur bei ihrer täglichen Arbeit, sondern auch bei Übergaben von einer Person auf die nächste weiterhelfen. „Aktuell ist das Wissen häufig an einzelne Personen geknüpft. Das Vereinswesen ist jedoch im Wandel und es gibt bei den Posten mehr Fluktuation. Wenn Prozesse durchgehend digital unterstützt werden, macht es dies leichter“, so Kres.

Nutzende auch mit wenig IT-Erfahrung
Eine Vereinssoftware muss idealerweise jedoch nicht nur die Vereinsführung beim Management, sondern auch die Mitarbeitenden, die Trainerinnen und Trainer bei der Planung und Vorbereitung des Trainings sowie die Mitglieder bei der Teilhabe unterstützen. Das sind ganz unterschiedliche Aufgaben und Zielgruppen. Die Nutzenden bringen zudem sehr unterschiedliche Vorkenntnisse mit. „Von jemandem, der ehrenamtlich in einem Verein arbeitet, kann ich zum Beispiel nicht erwarten, dass er oder sie besondere IT-Erfahrung mitbringt. Das hat Konsequenzen für unsere Forschung, etwa im Hinblick auf besondere Benutzungsfreundlichkeit und Software-Ergonomie“, betont Prof. Strecker.

Außerdem wird die Software personenbezogene Daten verarbeiten, darunter in Zukunft auch Daten zum Gesundheitszustand von Personen. Daher ist es von besonderer Bedeutung, dass sie über das übliche Maß einfacher Web-Applikationen hinaus Datenschutz und Privatsphäre sicherstellt.

Mit und für Sportvereine:
Ideen, Denkanstöße und Mitwirkung erwünscht
Um Feedback aus der Praxis zu bekommen, ist es den beiden Wissenschaftlern wichtig, eng mit Sportvereinen zusammenzuarbeiten. Alle, die in Sportvereinen und Sportverbänden aktiv sind, können gerne am Projekt mitwirken. Von einzelnen kurzen Denkanstößen, Ideen und Impulsen über ein einmaliges Feedback zur grafischen Benutzungsschnittstelle im Webbrowser bis zu regelmäßigen Rückmeldungen zu Entwicklungsfortschritten ist das Mitwirken herzlich willkommen.

„Wir freuen uns über jeden Denkanstoß und möchten Forschung, Lehre und Praxis für alle Beteiligten gewinnbringend miteinander verbinden“, so die beiden Forscher. Studierende der Wirtschaftsinformatik und Praktischen Informatik, die eine Abschlussarbeit in diesem Forschungsprojekt schreiben möchten, können sich gerne am Lehrstuhl melden. „Da der Prototyp als freie Software lizenziert ist, ist das Mitentwickeln aber auch unabhängig vom Studium möglich.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Lehrstuhl für Betriebs­wirtschafts­lehre,
insbe­son­dere Entwicklung von Informationssystemen
Prof. Dr. Stefan Strecker
stefan.strecker@fernuni-hagen.de

Bastian Kres
bastian.kres@fernuni-hagen.de

Weitere Informationen:
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